Was war vor 20 Jahren - Teil 1

Auswärts in der Gruabn, Europacup in Rom uvm.

In der Saison 1992/93 hieß der Verein nach 6 Jahren endlich wieder FC Wacker Innsbruck (Wacker übernahm die Profi Mannschaft des FC Swarovski Tirol) und auch die Stadionzeitung hieß erneut Wacker Kurier, wie einst in den siebziger Jahren. Der neue Präsident war nun Fritz Schwab, als Sponsor fungierte aber weiterhin die Firma Swarovski.

Der Ultra Gedanke kam diese Saison so richtig zur Geltung. Die Wild Boys und Verrückten Köpfe gestalteten und nähten kraftvolle Heimtransparente, Vorsänger eroberten die Tribüne und eigens angefertigte Fanartikel mit dem Ultra Namen wurden kreiert. Zum ersten Mal fuhr man nach Bergamo und auch die Kontakte zur Frankfurter Fan Szene begannen in dieser Saison. Im Sommer waren die Verrückten Köpfe die ersten mit Fanartikel. Es gab zuerst Aufkleber und FCW-Aufnäher, dann einen Wacker Innsbruck Schal (auf der Rückseite mit dem Schriftzug Nordtribü(h)ne mit h) und zu guter Letzt ließ man schon einen Kapuzenpulli anfertigen (Auflage von 30 Stück), der rechtzeitig für das Spiel in der „Gruabn“ fertig wurde. Es war zwar nur eine kleine Auflage, trotzdem sieht man diesen Fanartikel zum Teil heute noch…

 

1992 September - Sturm Graz auswärts

Auf nach Graz! Rechtzeitig ging es schon Freitagnacht Richtung Graz los. Ca. 25 Leute der Nord waren im Zug (die meisten schon mit dem schönen V.K. Pulli) und im Gepäck einige Bengalos und orangen Rauch. Es wurde wieder heftig getrunken und der ein oder andere baute schon damals einen Joint. Früh in Graz angekommen machten wir die Stadt unsicher; wichtig war für uns an diesem Tag einen bleibenden Eindruck in Graz, sprich der „Gruabn“, zu hinterlassen!

Das hineinschmuggeln der Pyroartikel war in der alt ehrwürdigen Gruabn bei diesem Spiel sehr einfach, da direkt neben dem Auswärts-Sektor oder für das bessere Verständnis, sich hinter dem Tor ein unbewachter Garten mit Obstbäumen befand. Dieser war nur getrennt durch eine Holzwand zum Auswärtssektor. Die Holzwand hatte aber am Boden einen Spalt – so konnte man schon zeitig von hinten in den Garten einsteigen und das ganze Pyro-Material gemütlich knapp neben dem besagten Auswärtssektor lagern….


Stressfrei ging es später in den Away Sektor und sobald dieser einigermaßen gefüllt war, stellte man sich beruhigt, eben jetzt von der anderen Seite, zu dieser Holzwand, griff unter dem Spalt durch und schnappte sich das zündende Material. Danach verteilte man die Pyro-Gegenstände an die gewissen Fans.

Bei Spielbeginn verwandelten die “wackeren Krieger” den Sektor in orange gehüllten Rauch und brennendem Bengalischen Feuer. Die Sturm Fans gaben ebenfalls schwarz-weiße Rauchzeichen von sich. Die FCW-Vereinsführung war aber nicht sehr begeistert über den verrückten Auftritt der Fans… So wurde der Trainer des FCW (Branko Elsner) in der Halbzeit in den Gästesektor geschickt. Einige Schritte nach Betreten des Sektors fiel Branko über Studi, der gerade seinen obligatorischen Pausenschlaf hielt. Voller Entsetzten fragte er uns in seinem jugoslawischen Akzent: “Was ist los mit dem Mann der ist ja wie tot?”. Schallendes Gelächter von den Wacker Fans, die ihm erklärten “das ist halt so bei Studi!”. Er wollte uns auch noch belehren bezüglich des Pyro-Einsatzes, aber das ließ er bald wieder bleiben und zog kopfschüttelnd von Dannen. Wir supporteten munter weiter und Wacker schenkte uns einen Sieg. Nach dem Spiel wurden wir von einigen Uniformierten zum Zug begleitet.

 

1992 September - Europacup gegen AS Roma

Das Wunsch-Highlight war sicher im Herbst die Europacup Begegnung von Wacker gegen AS Roma. Leider beherrschte nicht das Spiel selbst die Zeitungsartikel, sondern der Austragungsort! So wollte der damalige Verein aus diesem Spiel enorm viel Geld lukrieren und allen Ernstes wurde angedacht das Heimspiel nach Verona zu verlegen. Ging nicht: zwei Spiele im gleichen Land! Später wollte man die Begegnung nach München in das Olympiastadion bringen. Schlussendlich siegte aber die Vernunft über den Größenwahn und das Heimspiel war dort wo es hingehört, nämlich in unserem Tivoli Stadion. Leider erhöhten sich die Eintrittspreise um das Doppelte und so musste z.B. der Sitzplatzbesucher über Schilling 400 bezahlen. Diese Preispolitik rächte sich aber noch Jahre danach… Zum Spiel fanden sich dann 11000 Fans im Tivoli ein. Wir hatten keine Chance und das Spiel ging mit 1:4 verloren. Es herrschte absolut keine Europacupstimmung wie man sie von den Achtzigern oder davor gekannt hatte! Zu dem Auswärtsspiel nach Rom reiste keiner von der damalig organisierten Nord.

Wer mehr über die Spielstatistik, Spielerkader oder sonstiges über die Saison 1992/93 wissen möchte, soll sich einfach auf der Homepage www.wackerarchiv.at einklicken.

 

1992 Oktober: Rapid Wien auswärts

Ende Oktober besuchten die Fans der Nord, abermals mit dem Zug angereist, die Begegnung gegen Rapid in Hütteldorf. Los ging es wie meist schon in der Nacht des Vortages, sodass man schon zeitig in der Früh in Wien war. Mit von der Partie war damals Axel vom Fanclub “Custodes Mönchengladbach” (in Innsbruck hatten zur damaligen Zeit einige Fans Sympathien für Borussia M`Gladbach). Er erzählte den jungen Fans vom Wacker „etliche Heldengeschichten“ die er bei Auswärtsfahrten mit Gladbach erlebte. Das beeindruckte uns natürlich sehr und die Fahrt verflog wie im Fluge. So konnte man in Wien noch das ein oder andere Wirtshaus besuchen.


Zum Spiel ging man nicht geschlossen, weil man in den Jahren zuvor einfach zu viel Böses rund ums Hanappi-Stadion erlebte. Das sah nämlich so aus: 20 Innsbrucker kommen am Bahnsteig an. Dort warteten 5, max. 10 Polizisten aber das war es auch schon. Die ersten Meter ging es noch gut, doch dann konnte man schon die ersten grün-weißen erblicken und so wurden es ca. 400 Meter bis zum Auswärtssektor immer mehr und mehr…irgendwann waren dann mindestens doppelt soviel Rapidler (aber nicht die Jungen) um uns herum und eskortierten uns. Da kann man sich vorstellen, wie einem da die Düse geht. Zum Glück blieb es meist bei schupfen, spucken, Hinterkopf watschen und Arschtritten bis man endlich im Sektor war! Da war die Lust auf Fußball schon am Tiefpunkt.
So musste eben ein anderer Weg gesucht werden zum Stadion zu gelangen. Das Spiel ging 2:4 verloren und wir kamen alle wieder heil aus Hütteldorf raus. Auf der Rückfahrt nahmen die meisten wieder den Speisewagen ein, tranken hemmungslos weiter. Als ob man nicht schon genug gehabt hätte…

 

Winterpause...

In der Winterpause besuchte man fleißig Spiele bei Atalanta Bergamo. So gut wie alle 2 Wochen waren wir dort. Wir sahen uns Spiele gegen Milan, Roma, Verona und Brescia an. Immer in der Curva Nord, jetzt Pisani. Zuerst am Rande, doch dann trieb es uns immer mehr in die Mitte zu den Ultras. Ohrenbetäubende Schlachtgesänge hallten aus der Curva und begleiteten die Mannschaft fast 90 Minuten. Es gab viele Bengalos und bunten Rauch, das war damals so in Bergamo. Aber das tolle kam IMMER zum Schluss: Nämlich nach dem Spiel! Egal ob ein Match gewonnen oder verloren wurde – es kam rund ums Stadion immer zu „Laufduellen“ mit der Polizei. Und uns Innsbruckern gefiel dies, wir waren „mittendrinn statt nur dabei“!


Ein sportfreies Wochenende gab es für uns früher in der Winterpause nicht. Wenn schon kein Fußball dann ging man eben zum Eishockey. Viele Spiele des hiesigen Vereins, dem GEV (Gösser-Eishockey-Verein), wurden besucht. Der letzte Meistertitel war erst 1989 und darauf folgten zwei Jahre die Alpenliga in Innsbruck. Alpenliga war der Zusammenschluss des Italienischen und Österreichischen Verbandes. Die meisten Spiele fanden Freitag oder Sonntag statt. Die fanatischen Fans der Nordtribüne trafen sich immer ganz oben im Stehplatzbereich der West in der großen Olympiahalle. Wenn man sich so zurückerinnert kamen mindestens an die 3000 Fans zu den Spielen und nicht selten war die Eishalle mit 8500 Fans ausverkauft (bei den Olympischen Spielen 64 und 76 waren um die 12000 in der Halle).

Man konnte sich sicher sein, dort immer Fußballfans zu treffen. Interessanterweise haben sich die Gründer der Verrückten Köpfe und Wild Boys nicht am Tivoli, sondern in der Eishalle getroffen und kennengelernt. Wie dass? Ein jeder von ihnen hatte eine orange Bomberjacke an. Orange Bomberjacken, das war Anfang der neunziger bei vielen Fans, ja in ganz Europa, Kult. Und natürlich auch in Innsbruck.

Aber auch ein Hallenturnier gab es Anfang Jänner in Innsbruck. 2 Tage dauerte das Turnier und verkürzte so die lang anhaltende Winterpause!

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