Was war vor 20 Jahren - Teil 2

Mit Salzburgern im Zug, Cupfinale im Praterstadion uvm.

10. April 1993 -  Auswärts in Altach

Die 3. Runde im Cup bescherte uns Altach, somit ging es ins Ländle. Wir Nord-Fans, knapp 30 Innsbrucker jung und alt, reisten mit dem Zug an. Der Zufall wollte es, dass Schwarz/Weiß Bregenz der Gegner Austria Salzburg zugelost wurde und so reisten Wackerianer und die Violetten mit demselben Zug Richtung Vorarlberg … nur wussten wir das im Vorfeld noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die in den 80er Jahren begonnene Fan-Freundschaft (Westfront) zwischen Innsbruck und Salzburg schon beendet!


Nach einiger Zeit im gut gefüllten Waggon lies es uns Innsbruckern dann doch keine Ruhe und wir hielten nach den Violetten Ausschau. So gingen wir von Waggon zu Waggon und siehe da, beim betreten des Speisewagens entdeckten wir einige von „Ihnen“ – jetzt wurde es spannend. Es kam aber nicht, wie jeder jetzt vermutet, zu Handgreiflichkeiten – NEIN man begrüßte sich herzlich setzte sich zusammen. Wie das!? Die Fanfreundschaft ging über mehrere Jahre, man kannte sich halt doch sehr gut und eigentlich besser als einem lieb war…

So stand die Fahrt an diesem Samstag ganz im Zeichen vergangener Tage. Es wurde über alte Zeiten geredet, gelacht und heftig getrunken (neben Bier floss auch reichlich Cola-rot). Die Zeit verflog und es wurde ausgemacht, dass wir zuerst ihr Spiel besuchen und zwei Stunden später sie zu unserem Match rüberkommen würden…und so kam es auch!
Warum das möglich war? Die beiden Cupbegegnungen wurden nicht zeitgleich angesetzt und örtlich nur 3 Kilometer voneinander entfernt ausgetragen (Altach und Götzis sind Nachbardörfer). Vielleicht ein Hintergedanke der Veranstalter, damit mehr Zuschauen beide Spiele besuchen. Salzburg verlor die Partie gegen Bregenz und der FCW gewann gegen Altach 2:0.

 

20. März 1993 - Auswärts Austria Wien

Das erste Highlight im Frühjahr: Austria auswärts! Nur 5000 Zuschauen verfolgten das im großen Praterstadion angesetzte Match. Die Fans der Nord: Wild Boys, Verrückte Köpfe, Kampftrinker und Unterlandler (ja, die gab es schon damals und waren auch meist dabei).

Ca. 30 Fans der Nordtribüne machten sich zusammen mit dem Zug nach Wien. Dogi hatte heute seinen großen Tag/Auftritt – das erste Mal in der Geschichte der Nord gab es einen Vorsänger bei einem Auswärtsspiel! Aus diesem Grund trank er sich schon im Zug mächtig Mut an. Sein Vater, der in Wien lebte, holte uns vom HBF ab und als er seinen Sohn sah fragte er uns, warum er so „wild beinand“ sei … Keiner antwortete ihm. So befragte er eben seinen Sohn, was er denn im Zug getrunken hätte? Dogi meinte schlagfertig: „DREI KAKAO!“. „Drei Kakao und deswegen bist du so betrunken?“, erwiderte der Vater. Kopfschüttelnd und ein wenig fassungslos zeigte er uns den Weg Richtung Praterstadion.

Der Kakaotrinker hielt aber sein Versprechen und Dogi stand, mit Unterstützung von zwei Fans die ihn festhielten, auf der Brüstung des Praters und peitschte die 80 Wacker-Fans ein! Das Spiel verloren wir trotzdem 0:2.


Schon damals musste man als Auswärtsfan meist 10 Minuten (oder länger) im Sektor bleiben und so hatten „die Freunde der Dritten Halbzeit“ in Violett die Gelegenheit sich vor dem Auswärtssektor zu positionieren. Das bekamen selbstverständlich auch wir Innsbrucker mit. Deswegen wurde die Idee kreiert nicht aus dem Sektor zu schleichen, sondern vollends geschlossen und mit Geschrei hinauszustürmen – und der Plan ging auf. Die Polizei fand das nicht so lustig, ging massiv und mit aller Härte zwischen die Streithansln! So war das kurze Scharmützel gleich wieder beendet. Zwei bis drei Verhaftungen beruhigten die Lage dann vollends und wir befanden uns bis zum Bahnhof in Polizeibegleitung.

Trotz allem gesellte sich noch ein Austrianer zu uns. Nämlich niemand geringerer als „Wudl“ von den Atzgersdorfern, der schon damals eine Fanlegende war! Er zollte uns Respekt für unseren „Überraschungsauftritt“ und begleitete uns ein wenig!

 

24. April - Rapid zu Hause

Rapid unser Gegner am Tivoli und die Verrückten Köpfe hatten für die damaligen Zeit eine große Choreo geplant. Das erste mal zu Gast in Innsbruck waren drei Frankfurter (Udo, sein Bruder Bernd und Theo). Man lernte sich rund um das Spiel Bayern München vs. Eintracht Frankfurt am Hauptbahnhof in München kennen.

Die Choreo sollte was einmaliges sein, denn man wollte nicht nur die Grün-Weißen Ultras beeindrucken, sondern sich selbst beweisen, dass man das in Italien gelernte auch in Innsbruck umsetzten konnte. Die Choreographie stand bis kurz vor Spielbeginn in der Schwebe, da wir zur Choreo viel Pyro zünden wollten und der Ordnerdienst uns das nicht erlaubte. Zum Glück hatten die jungen Fans auf der Nord rund um die V.K. einen guten Draht zur Geschäftstelle und besonders zu Martin P. der sich für uns einsetzte und die Verantwortung für die Choreo übernahm! Dafür zündeten wir – ihm zuliebe – weniger an bengalischen Feuern und Rauch als geplant. Somit waren schlussendlich dann alle zufrieden.


Wir gewannen das Spiel vor 6000 Fans mit 2:0 und danach gingen wir mit den Frankfurten in den Gastgarten des Wirtshauses Tivoli an der Sill (das es heute leider nicht mehr gibt) auf ein paar Bier. Wir hatten wieder viel Spaß miteinander und sie verließen uns erst am nächsten Tag. Bei der Verabschiedung versprachen wir ihnen: „Sobald als möglich, besuchen wir euch in Frankfurt!“

 

5. Juni 1993 - Salzburg Auswärts

Es ging zwar um nichts mehr, aber ein Spiel in Salzburg lässt man sich nicht entgehen und so reiste die Tivoli Nord wieder geschlossen mit dem Zug an. Vor 13000 in Lehen verlor unser Wacker mit 0:5.

 

19.6.1993 - Cupfinale gegen Rapid im Praterstadion

Zum Abschluss der Saison spielten wir noch einmal gegen Rapid und zwar das „Snickers-Cupfinale“ im Praterstadion. 12000 Fußballfans wollten das Finale sehen, davon knapp 300 Wacker-Fans. An diesem Tag starteten zwei volle Busse aus Innsbruck mit je 75 Fans Richtung Wien. „Snickers“ (Cup-Sponsor) stellte die Busse zur Verfügung und verlangte pro Kopf nur 175,- Schilling (inklusive Eintrittskarte). Die Verrückten Köpfe und Wild Boys nahmen all ihre Transparente und ihre „Überollfahne“ mit an Board. War es doch das erste große, entscheidende Match um einen Titel in der noch jungen Geschichte der Ultras aus Innsbruck. Man wollte so gut als möglich gegen die übermächtige Fanszene aus Hütteldorf dagegenhalten. Leider gingen wir im großen Oval des Praters etwas unter. Wir sangen und sprangen aber trotzdem fanatisch und immer wieder angeheizt durch die Kampftrinker, die heute das Kommando übernahmen, 90 Minuten! Es machte uns Spaß den großen Gegner zu ärgern und das gelang, zur Freude aller, auch unserer Mannschaft.

Gecoucht von Werner Schwarz und Fuad Djulic war an diesem Tag der FCW nicht zu bremsen und siegte gegen das „Heimteam“ verdient mit 3:1. Somit hieß der neue Österreichische Cupsieger FC Wacker Innsbruck. Wir feierten ausgelassen im Sektor und später auf dem Rasen des Praters, bis es dann endlich Richtung Busse ging. Einige Rapidler schlichen noch herum, aber die Polizei hatte alles im Griff und so fuhren wir ohne gröbere Zwischenfälle wieder Richtung Tirol. Es wurden zwar noch einige Raststätten unsicher gemacht, aber das ist eine andere Geschichte… Zu Hause angekommen ging die Feier dann in der Olympia Halle beim Afro Fest weiter. Gell Riada!


(Stand 2016: 1993 – der vorerst letzte Cuptitel für den FC Wacker Innsbruck…)
In dieser Saison hatten wir auch immer wieder Gespräche mit der Geschäftstelle rund um den Leiter Martin Pupp. Von ihm wurde auch ein Treffen im alten Tivoli VIP-Haus organisiert. Mit dabei: Stadionchef Gerhard Rauschgatt, Werner Schwarz und sein Freund der Strafrichter Josef Geissler (mittlerweile Präsident des Tiroler Fußballverbandes). Wir waren dort mit ein paar Leuten und unser Studi begrüßte den Richter gleich mit „Herr Rat kennen sie mich noch? Sie haben mich schon einmal verurteilt.“

Es war damals eine recht gemütliche Sitzung. Wir erfuhren unter anderem, dass unser Verein nächstes Jahr nicht mehr FC Wacker Innsbruck heißt, sondern wieder einen Sponsor im Namen tragen wird und zwar „Capillaris“ (Haarwuchsmittel). Also hieß man mit nächster Saison FC Innsbruck Capillaris Tirol, das Vereinswappen wurde durch ein Logo ersetzt und noch zusätzlich eine neue Vereinsfarbe integriert. Weil Schwarz/Grün viel zu dunkel ist, kommt noch etwas Rot dazu, meinten die hohen Herren. Man gab uns zu verstehen, dass damit der Sponsor auf den Dressen besser ersichtlich sei. Wir mussten es so hinnehmen… Wussten aber damals schon mehr wie die anderen Fans, welche die Neuigkeiten erst Tage später aus den Zeitungen erfahren haben!

Ach ja, der Herr Richter hatte dann noch eine besonders originelle Idee und zwar wollte er uns (zusammen mit der Geschäftsstelle) ein Transparent mit der Aufschrift „Keine Macht den Drogen“ zahlen, welches wir dann hätten aufhängen sollten. Naja, diese Idee…so recht auf Begeisterung stieß sie bei uns nicht.

Ja, so war das vor 20 Jahren.

 

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