Zu Gast im eigenen Stadion

Die Ist-Situation mit dem Innsbrucker Stadionbetreiber

Nachdem die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Fanszene des FC Wacker Innsbruck und dem Betreiber des Tivoli Stadions, der Olympiaworld Innsbruck, in den letzten Monaten wieder deutlich zugenommen haben und auch mehrmals mittels Spruchbändern im Stadion thematisiert wurden, wollen wir hiermit unsere Sicht der Dinge festhalten. Es war und ist nie unser Ziel, mit Spruchändern im Stadion Position zu beziehen, ohne den Hintergrund zu beleuchten. Diese Erklärung sind wir zu diesem Thema bislang schuldig geblieben und wollen nun alle Wacker Mitglieder, Fans und Sympathisanten des Tiroler Traditionsvereines sowie alle sportbegeisterten Tiroler und letztlich auch alle Steuerzahler über die Dinge informieren, die uns zu unseren bisherigen Statements bewegt haben.

Kurz zu den Fakten: Der FC Wacker Innsbruck ist, gleich wie die WSG Tirol und die Raiders, Mieter des Tivoli Stadion. Dementsprechend entrichtet unser Verein pro Heimspiel eine 5-stellige Summe an den Stadionbetreiber, die Olympiaworld Innsbruck. Diese ist im Prinzip ein Zusammenschluss mehrerer Sportstätten wie der Bobbahn in Igls, der Olympiahalle und dem Eisstadion im Norden des Tivolis. Die Gesellschafter der Olympiaworld teilen sich zu je 50% das Land Tirol und die Stadt Innsbruck.

Somit ist die Olympiaworld Innsbruck, mit ihrem Geschäftsführer Matthias Schipflinger, ein Unternehmen, dessen wirtschaftliche Verluste immer von der öffentlichen Hand beglichen werden müssen. Und von diesen Verlusten gab es in der bewegten Geschichte der Olympiaworld doch einige! Weder die Olympiahalle, noch die Bobbahn, das Landes Sport Center oder der Eisring brachten die erhofften Gewinne. Stattdessen werden die Finanzen seit vielen Jahren hauptsächlich durch die Einnahmen bei Spielen des FC Wacker Innsbruck und des HC Innsbruck gehalten. Viele „Rettungspakete“, die unser Verein im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte von der Politik erhielt und medial groß breitgetreten wurden, flossen direkt zurück in die Olympiaworld. Diese, als Förderungen für den Tiroler Spitzensport und nach außen hin gut verkauften Geldern, wurden damit von der öffentlichen Hand eigentlich nur (missbräuchlich) umgeschichtet und kamen am Ende dem eigentlichen Förderer wieder zu Gute. Aber so funktioniert wohl Politik in Tirol.

Wenn wir jetzt auf die aktuelle Situation blicken, müssen wir die für oben noch passende Überschrift gleich wieder relativieren. Als reisefreudige Fußballfans waren die Meisten von uns schon in dutzenden Stadien dieser Welt ZU GAST. Selten wurde man als Gast so schlecht behandelt wie man in Innsbruck als Heimfan behandelt wird. Über das miese und lieblose Catering brauchen wir hier und heute wohl keinen Roman mehr verfassen. Dieses Problem begleitet uns schon seit vielen Jahren und ist bei jedem österreichischen Fußballfan, der seiner Mannschaft gelegentlich nach Innsbruck folgt, bekannt. Wir haben uns nach all den Jahren daran gewöhnt, konsumieren vor und nach den Spielen und meiden so gut als möglich das Angebot im Stadion. Dass die miese und unzureichende Bewirtung der Zuschauer dem Verein über die letzten Jahre auch einige der so schon wenigen Stadiongänger gekostet hat, liegt auf der Hand. Dem FC Wacker Innsbruck sind dabei scheinbar die Hände gebunden, und der Olympiaworld liegt nicht allzu viel an Verbesserung.

Das Stadionerlebnis in Innsbruck darf zurecht als dürftig bezeichnet werden. Die Tendenz der letzten 20 Jahre geht dabei leider auch deutlich nach unten und Verbesserungen sind nicht in Sicht. Nachdem das damals allseits beliebte Wackerzelt am Nord-West Parkplatz des Stadions von der Olympiaworld vor vielen Jahren schon gestrichen wurde und die Verrückten Köpfe ihren Lagerraum zurückgeben mussten, kam als (zugegebenermaßen mickrige) Alternative der grüne Container etwas weiter nördlich. Natürlich war dieser, ein paar Quadratmeter große, Container nicht das von uns gewünschte und damals schon verhandelte, alternative Lager. Mangels Alternativen wurde er aber von der Fanszene angenommen und auch per monatlicher Miete stets pünktlich bezahlt. Selbstredend wurde in diesem Lagerraum, aufgrund der oben erwähnten, desaströsen Cateringsituation im Stadion, auch Bier eingekühlt und die Gruppenmitglieder konnten sich am Spieltag dort gegen Spende ihr Bier holen. Das brachte uns recht schnell die ersten Schwierigkeiten mit der Olympiaworld, weil sie wohl dachten, dass ihnen dadurch Einnahmen im Stadion durch die Finger gehen würden.

Einige Jahre später wurde der Mietvertrag für diesen Container dann im Jahr 2020 gekündigt. Als Reaktion darauf vereinbarten die Vertreter der betreffenden Fanclubs einen Gesprächstermin mit Matthias Schipflinger sowie Christoph Kaufmann von der Olympiaworld. Bei diesem Gespräch wurden von beiden Seiten die jeweiligen Anliegen vorgetragen und man tauschte sich über mögliche Lösungen aus. Zusätzlich vereinbarte man, bei Problemen zukünftig den direkten Kommunikationsweg zu gehen und so ein mögliches Aufkeimen von Konflikten zu unterbinden. Die wichtigste Aussage für uns war aber, dass wir den Container nicht verlieren werden, bevor uns seitens der Olympiaworld nicht ein alternativer Lagerplatz zur Verfügung gestellt wird.

Diese Zusage wurde leider nicht gehalten! Nach dem letzten Heimspiel gegen Klagenfurt, als einige Feuerwerkskörper kurzzeitig den Himmel erleuchteten und unglücklicherweise auch ein Stück Kunststoff am Stadiondach in Brand setzten, erreichte uns ein Räumungsbescheid für den Container. Der ein paar Wochen zuvor vorgeschlagene „direkte Weg“ bei Problemen wurde scheinbar wieder vergessen, Gesprächsangebote verpufften und so standen wir innerhalb weniger Wochen mit unseren Fahnen, Doppelhaltern, Trommeln und Transparenten auf der Straße. Die groß angekündigte und VERSPROCHENE, alternative Lagermöglichkeit gibt es bis heute nicht!

Für uns hat dieser Wortbruch eine enorme Tragweite. Dazu muss man verstehen, dass eine Lagermöglichkeit sowie ein geeigneter Treffpunkt in direkter Stadionnähe, ganz essentielle Dinge für eine aktive Fanszene sind. Nur so kann man einen Spieltag mit Leben füllen, sich mit Freunden und Leidensgenossen austauschen und die so oft angepriesene Fankultur aktiv ausleben. Leider gibt es rund ums Tivoli Stadion in Innsbruck nichts mehr von beiden. Zusätzlich muss man erwähnen, dass durch diese Vorgehensweise eine unzumutbare Vorverurteilung und pauschale Kriminalisierung der Fanclubmitglieder vorgenommen wurde. Ohne jeglicher Beweise, geschweige denn gerichtlicher Verurteilungen, wurde eine Verbindung zu möglichen Straftaten kreiert, nur ums uns auch noch die letzten Überbleibsel im Stadionumfeld zu nehmen. Die darauffolgenden Angebote zu einer Aussprache wurden seitens der Olympiaworld ignoriert, weshalb wir uns entschieden haben uns auf den für uns wichtigsten und reichweitenstärksten Weg zu äußern: mittels Spruchbändern auf der Tivoli Nord. Diese Art der Meinungsäußerung traf die wichtigen Herren bei der Olympiaworld scheinbar so hart, dass sie sich mittels Anwalt und Unterlassungsaufforderung bei einem Fanclubmitglied meldeten. Auch eine Unterlassungsklage stand im Raum. Eine solche Drohung ist uns in der ganzen Geschichte der Innsbrucker Fanszene noch nicht untergekommen und stieß bei jedem Einzelnen auf breites Unverständnis, denn eines ist klar: wir lassen uns sicher nicht zensieren. Die Meinungsfreiheit endet nicht an den Toren des Tivoli Stadions, auch wenn es einige gerne so hätten.

Die seitens der Olympiaworld gesetzten Aktionen der letzten Monate und Jahre bekräftigen unseren persistierenden Eindruck, dass sie weder uns Fans noch den FC Wacker Innsbruck im Tivoli haben möchten. Anders sind die aktuell herrschenden Zustände in und rund um das Tivoli Stadion sowie die Kommunikation mit Mietern und Kunden nicht zu erklären.

Dieser Eindruck wird durch eine unlängst getätigte Aussage eines Olympiaworld Mitarbeiters bestätigt. Zitat: „Mir wäre am liebsten, wenn die Spiele wie in England ablaufen würden, dort treffen sich die Fans 2 Minuten vor dem Spiel und gehen sofort nach Schlusspfiff wieder nach Hause!“

So ein Verhalten, weit weg von jeglicher Kundenorientiertheit, kann man wohl nur an den Tag legen, wenn man auf die Einnahmen durch Zuschauer, Mieter und Catering nicht zwangsweise angewiesen ist. Für ein Unternehmen der Privatwirtschaft undenkbar, wenn sich jedoch Stadt und Land die (finanzielle) Verantwortung teilen, scheinbar problemlos möglich.

Tivoli Nord Innsbruck, September 2021

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